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Bei den Dortmunder Schachtagen erzielte ein Portorose 68030 sogar eine IM-Norm mit einer ELO-Leistung von über 2400 Punkten!

-Bei einem großen Turnier Mensch gegen Schachcomputer in Duisburg erreichte ein Portorose 68030 eine H-Zahl von 52 (=ELO 2424)

-1990 nahm der Mephisto Portorose außer Konkurrenz an der deutschen Meisterschaft im Blitzschach teil und gewann das Turnier mit fünf Punkten Vorsprung!

-Und tatsächlich gelang dem Portorose 68030 auch der erste Sieg eines Mikrocomputers gegen einen Großmeister in einer Turnierpartie!! Das arme Opfer, dessen Name jetzt für ewig in die Annalen des Computerschach eingegangen ist, war Stefan Kindermann, der beim Berliner Sommer 1990 gegen den Rechner verlor.

(42) Portorose 68030 - Kindermann,S [E89]

 [Berliner Sommer, August 1990]

1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.f3 0–0 6.Le3 e5 7.Sge2 c6 8.d5 cxd5 9.cxd5 a6 10.Sg3 Se8 11.Le2 f5 12.exf5 gxf5 13.f4 Sd7 14.Sh5 Lh8 15.fxe5 Sxe5 16.g3 b5 17.Lh6 Tf7 18.0–0 Db6+ 19.Kh1 Lb7 20.Dd2 Dd8 21.Tad1 Tc8 22.Kg1 Sc4 23.Lxc4 Txc4 24.Tf3 Le5 25.Tdf1 Lc8 26.b3 Td4 27.Dc2 b4 28.Se2 Txd5 29.Dc4 Tc5 30.Dxb4 Tc2 31.T3f2 Dc7 32.Sd4 Txf2 33.Txf2 Dc5 34.Dxc5 dxc5 35.Sc2 Sd6 36.Td2 Lb7 37.Lf4 Lxf4 38.Sxf4 Se4 39.Td8+ Tf8 40.Td7 Tf7 41.Td1 Lc8 42.Se3 Td7 43.Sfd5 Tf7 44.Tc1 Lb7 45.Sf4 Td7 46.Sxf5 Td2 47.Se6 Kf7 48.Sxc5 Sxc5 49.Txc5 Kf6 50.Ta5 Tg2+ 51.Kf1 Txh2 52.Sd6 Lf3 53.Tf5+ Ke6 54.Txf3 Kxd6 55.Tf6+ Ke5 56.Txa6 Ke4 57.a4 Kf3 58.Ke1 Kxg3 59.b4 h5 60.b5 h4 61.Tg6+ Kf3 62.Th6 Ke3 63.Kf1 h3 64.Kg1 Tg2+ 65.Kh1 Kf2 66.b6 Tg4 67.a5 Tg8 68.b7 und Aufgabe von Schwarz! 1–0

 

-Auch beim Aegon-Turnier in Holland besiegte der Portorose 68030 einige Großmeister, der prominenteste von ihnen war Altmeister David Bronstein.  

(43) Bronstein,D - Mephisto Portorose 68030 [A06] 

[AEGON-Turnier, 1990]

1.b3 d5 2.Lb2 c5 3.e3 Sf6 4.Sf3 Lg4 5.h3 Lh5 6.g4 Ein Bronsteins scharfen Stil kennzeichnenden Zug 6...Lg6 7.Se5 Sbd7 8.Sxg6 hxg6 9.Lg2 e6 10.g5 Sh5 11.c4 Dxg5 12.Dg4! Dd8 13.cxd5 Shf6 14.Lxf6 Dxf6! 

15.dxe6!? Hier haette Bronstein ruhig mit 15.Sb1–c3 weiterspielen sollen, aber er bleibt sich treu und kombiniert weiter. 15...Dxa1 16.exd7+ Kd8 17.De4! Auch der Portorose sah sich in dieser Stellung im Nachteil 17...Ld6 18.Ke2 Dxa2 19.Dxb7 Tb8 20.Dc6 Lc7 21.Tc1 Dxb3 22.Sc3 Dc4+ 23.Kd1 Tb6 24.Da8+ Lb8 25.Sd5 Da4+ 26.Ke2 Tb2 27.Txc5 Dxd7 28.f4 Th5 29.Tc3 Txh3! Jetzt bekommt der Rechner Gegenangriff 30.Kf2?? Verliert sofort 30...Dg4!! 0–1

 

Fast der einzige Kritikpunkt am Portorose 68030 war sein Preis: Volle 15.000,- DM sollte der Computer kosten! Wer aber nun denkt, daß dieser Rechner damit der teuerste überhaupt gewesen sei, der irrt. Ende 1990 war nun endlich die Version 10 des Elite erhältlich, die sage und schreibe 17.000,- DM kostete! Dafür wurden aber auch nur 10 Stück des Rechners gebaut und im Innern arbeitete der ganz neue und extrem teure 68040-Prozessor von Motorola. Leider ergab diese Kombination nicht den erhofften Spielstärkezuwachs, denn das Programm aus dem Elite 68000/68020 wurde nicht für den 68040 optimiert, so daß dieser seine Geschwindigkeitsvorteile nicht voll ausspielen konnte! Eine solche Optimierung hätten nur die Programmierer, das Ehepaar Spracklen, durchführen können, aber diese sahen wohl im neuen Firmenimperium von Mephisto/Fidelity neben Richard Lang und Ed Schröder keine rechte Position mehr für sich, so daß sie ein Angebot von Saitek annahmen und die Arbeitsstelle wechselten. Dort entwickeln sie seit dieser Zeit ein neues Programm mit ultraschneller Hardware, das nun, nach drei Jahren, Mitte 1993 endlich auf dem Markt erscheinen soll.

Eine ganz andere Entwicklung wurde ebenfalls 1990 in Gang gesetzt: Bis zu diesem Zeitpunkt fristeten die Schachprogramme für PCs ein eher bescheidenes Dasein, zumindest in Deutschland. In Amerika gab es immerhin zwei relativ gute Schachprogramme für PCs mit Intel-Prozessoren: A.I.Chess und Zarkov.

In Deutschland hingegen konnte man nur das sehr schöne Psion-Chess für den Atari ST und in einer weniger schönen Version für IBMs sowie einige spielschwächere Programme bekommen. In der Modul 2/90 wurde jedoch das Programm REX-Chess vorgestellt, das schon eine recht beachtliche Spielstärke aufwies und das die Ära der PC-Schachprogramme auch für Deutschland einläutete. Eine Entwicklung, die den etablierten Herstellern von Schachcomputern noch einige Bauchschmerzen bereiten sollte!

Bei der 10. Mikro-Weltmeisterschaft vom 24. bis 29. November 1990 in Lyon / Frankreich traten die “neuen” PC-Programme aber geschlossen nicht an. Keiner zweifelte, daß die neue Version von Richard Langs Programm auch dieses Mal den Titel mit nach München nehmen würde. Doch in Runde 5 strauchelte der Mephisto Lyon nur um Haaresbreite nicht gegen das französische Amateurprogramm Echecs 1,9!

(44) Mephisto Lyon - Echecs 1,9 [D14]

[Mikro-WM Lyon, 5.Runde, 1990]

1.d4 d5 2.c4 c6 3.cxd5 cxd5 4.Sf3 Sf6 5.Sc3 Sc6 6.Lf4 Lf5 7.e3 e6 8.Se5 Sxe5 9.Lxe5 Sd7 10.Db3 Sxe5 11.dxe5 Le7 Dieser Zug zwingt Mephisto zum ersten Mal, selbst zu rechnen und die beiden sieggewohnten Betreuer Ossi Weiner und Richard Lang sehen einen Sturm auf ihr Programm hereinbrechen! 12.Dxb7 0–0 13.Tc1 Tb8 14.Dxa7 Txb2 15.a3 f6 16.exf6 Lxf6 17.Sd1 Ta2 18.Lb5 Dd6 19.Dc5 Dxc5 20.Txc5 Txa3 21.Tc6 Ta2 22.Le2 Ld8 23.h4 La5+ 24.Kf1 Lc2 25.Txc2 Txc2 26.h5 Tc1 27.h6 Lb6 28.hxg7 Kxg7 29.Ke1 La5+ 30.Kf1 Lb6 31.Ke1 La5+ 32.Kf1

32...Lb6 Remis durch dreimalige Stellungswiederholung!! ½–½

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